Warning: Undefined variable $open_graphite_head in /home/.sites/587/site434/web/wp-content/plugins/open-graphite/_open_graphite.php on line 619 evamaria – Seite 18 – Säkularer Buddhismus

Stephen Batchelor über Shantidevas „Weg des Bodhisattva“

Bodhisattvas: diese Wesen, die das Erwachen, das sie anstreben, zum Wohle alles Lebendigen einsetzen wollen – habe ich mit denen etwas zu tun? Möglich. Lies hier über Shantidevas berühmten Text „Führer zur Lebensweise eines Bodhisattva“, den Stephen Batchelor ins Englische übersetzt hat1. Shantideva lebte wahrscheinlich im 7. oder 8. Jahrhundert u. Z. als Mönch in Nordindien. Über sein Leben ist nichts bekannt außer ein paar fragmentarischen Legenden: Unter seinen hochgebildeten Kollegen hatte er den Ruf, nichts zu tun als zu essen, zu schlafen und zu scheißen. In einem öffentlichen Vortrag sollte er seine Fähigkeiten unter Beweis stellen; bei dieser Gelegenheit hätte er die 900 Verse des „Führer zur Lebensweise eines Bodhisattva“ rezitiert. Gegen Ende seiner Rede hätte sich sein Körper vom Sitzkissen erhoben, sei hoch bis in die Wolken gestiegen und verschwunden. Shantideva_webEr wurde gesucht und gefunden, wollte aber nicht ins Kloster zurückkehren und lebte von da an als Laie. Er vermied es, als öffentliche Person aufzutreten und schlüpfte in die Anonymität eines weltlichen Lebens. Sein Werk zeigt uns eine Vision, wie ein buddhistisches Leben aussehen könnte. Was den Text besonders anziehend macht, ist sein sehr persönlicher Ton – der Autor spricht zum Leser und zur Leserin und teilt mit ihnen sein eigenes Bemühen. Er bringt Lehren auf eine menschliche Ebene, die sonst abstrakte Doktrinen bleiben könnten. Und er hat eine große Gabe, sich durch poetische Bilder und Beispiele auszudrücken. Der Text beginnt mit einer Lobrede auf „Bodhicitta“, den Geist des Erwachens. Gemeint ist die Entschlossenheit, Erwachen zum Nutzen aller Lebewesen zu erlangen. „Bodhicitta“ ist die Triebkraft, die den „Bodhisattva“, das erwachende Wesen, motiviert. Shantideva beschreibt, wie Bodhicitta plötzlich in sein Leben eingetreten sei wie ein Blitz in einer dunklen, wolkigen Nacht. Dies – der Durchbruch zu tiefer Identifikation mit anderen Wesen – widerfährt ihm in seinem normalen Leben, in einem Moment von Gnade. Er gesteht ein, davor viele Fehler gemacht zu haben, die im Widerspruch zu dieser machtvollen Erfahrung der Zuwendung zu allen Lebewesen standen, und kommt schließlich dazu, „Bodhicitta“ zu preisen:

Möge ich ein Beschützer sein für die Schutzlosen, ein Führer für alle Reisenden unterwegs, eine Brücke, ein Boot und ein Schiff für alle, die übers Wasser wollen, eine Insel für die, die danach Ausschau halten, eine Lampe für die, die Licht suchen, ein Bett für die Ruhesuchenden und ein Diener für die, die Bedienung brauchen…Möge ich immer das Leben der unzähligen Lebewesen unterstützen, bis sie den Schmerz verlassen.

Die überwältigende Emotion, die hier ausgedrückt ist, kristallisiert sich in den Gelübden des Bodhisattva: Das Gefühl wird zum Entschluss und er beginnt mit der Praxis, die diesen Entschluss zur Blüte bringen soll. Er gelobt, wie seine Vorgänger im Geist des Erwachens zu leben. Der Kern dieser Gelübde lautet:

Die Zahl der Wesen ist unendlich; ich gelobe, sie alle zu erlösen Gier, Hass und Unwissenheit entstehen unaufhörlich; ich gelobe, sie zu überwinden Die Tore des Dharmas sind zahllos; ich gelobe, sie alle kennenzulernen Der Weg des Buddha ist unvergleichlich; ich gelobe, ihn zu verwirklichen

Nun folgt eine Art spiritueller Autobiografie. Am Anfang steht fast euphorische Begeisterung, und der unmöglich erscheinende Anspruch, um aller Wesen willen zu erwachen. In den nächsten Kapiteln folgt so etwas wie die Rückkehr in die Realität. An einer Stelle sagt er: Ich muss verrückt gewesen sein, dieses Gelübde abzulegen, ich kann das nicht umsetzen. Wegen des Ernstes, mit dem er gelobt hat, kann er sein Wort nicht brechen, und gerät in inneren Konflikt. Wir kennen das: ein Entschluss alleine reicht nicht aus, all die vorhandenen Konditionierungen und Gewohnheiten, die in eine andere Richtung führen, auszuschalten. Denken wir nur an Achtsamkeit: wir wollen achtsam sitzen und gleichzeitig will ein großer Teil von uns alles andere lieber sein als achtsam – dies erzeugt Spannung. Shantideva wird sich dieses inneren Kampfes bewusst, er stellt fest, dass er psychologisch schlecht ausgestattet ist für sein Ziel, aber seine persönliche Integrität nur aufrecht erhalten kann, wenn er seinem Entschluss folgt, der auf gewisse Weise unrealistisch und etwas „romantisch“ ist. Es folgen nun die Mittel, die helfen können, das Ziel zu verwirklichen, sich aus einem begrenzten und verwirrten Zustand in einen anderen zu entwickeln, in dem diese Grenzen überschritten werden. Das sind: ethisches Verhalten, Geduld, Einsatz, Meditation, Weisheit und Großzügigkeit. Ethisches Verhalten, also innere Klarheit und Integrität aufrecht zu erhalten, darin besteht für Shantideva Achtsamkeit – sich an den Entschluss zu erinnern, mit dem man sich verpflichtet hat. Er vergleicht den Geist mit einem Haus, und Achtsamkeit mit dessen Hüter an Fenstern und Türen, dem Zugang für die Sinne. So lange der Hüter wacht, kann er jede Bedrohung der Sicherheit des Hauses erkennen, die von den Dieben ausgeht, die das Haus umlagern: der Unachtsamkeit, die darauf lauert, dass er einschläft, um in das Haus des Geistes einzubrechen und die Schätze von Klarheit und Reinheit, die dort gesammelt sind, zu stehlen. Die Praxis der Achtsamkeit umfasst also Aufmerksamkeit den eigenen Entschlüssen, aber auch den potentiellen Kräften im eigenen Geist gegenüber, die diese stören können, wie etwa obsessive Gedanken oder Phantasien, die ihn plötzlich einengen. Shantideva schlägt weder vor, diese Kräfte zu unterdrücken, noch, ihnen zu folgen. Er empfiehlt, unbeweglich zu verharren wie ein Holzklotz, bei dem zu bleiben, was eben da ist und die Extreme zu vermeiden – also sich von Gegenkräften weder fortreißen zu lassen noch sie zu unterdrücken. Das ist sein Mittlerer Weg. Als nächstes folgt ein Abschnitt über Geduld, die er den Gegenspieler von Wut und Hass nennt. Wie gehe ich mit Aversion um, mit Hass, mit all diesen destruktiven Emotionen, die soviel Macht haben, uns in Konfliktsituationen zu treiben und von anderen Menschen zu entfremden? Shantideva verwendet viel Raum darauf, zu erörtern, wie man diesem zerstörerischen Feuer begegnen kann. Danach geht es um Einsatz: Freude in fachlichem Können zu finden. Dies wirkt gegen Faulheit, Nachgiebigkeit gegenüber negativen Einflüssen und Selbstverachtung aus Mutlosigkeit. Die psychologischen Einsichten in diesem Abschnitt bieten eine scharfsinnige Analyse über die „rechte Bemühung“. Shantideva nennt vier Aspekte.

  • Einmal das Streben: worum geht es dir in deiner Praxis, was motiviert dich? Das sollten wir nicht aus den Augen verlieren, wenn Routine droht: uns immer wieder vor Augen zu führen: warum tue ich das?
  • Darauf folgt Selbstvertrauen, oder auch Stolz. Den Gelübden des Bodhisattva zu folgen, kann uns Selbstachtung und Mut geben, wenn wir uns durch Gefühle der eigenen Wertlosigkeit niedergezogen fühlen.
  • Der dritte Aspekt: Freude zu finden. Shantideva sagt, wer den Weg des Bodhisattva gehe, ähnele einem Kind, das zum Spielen hinausgeht, oder einem Elefanten, der, von der Mittagssonne gequält, in einen kühlen, erfrischenden See eintaucht.
  • Der vierte: zu wissen, wann es genug ist, seine eigenen Grenzen richtig einzuschätzen und Entspannung zu genießen.

Im folgenden Kapitel geht es um Meditation, und es beginnt mit einem Lob des Alleinseins:

Wann werde ich an Orte kommen, an denen ich nicht als Eigen hänge, die von Natur aus weit und offen sind? Wo ich mich verhalten kann, wie ich will, ohne an etwas festzuhalten? Wann werde ich ohne Angst leben können, nur mit einer Bettlerschale und ein paar wertlosen Dingen, in Kleidern, die niemand haben will?

Im Retreat angekommen, geht es um das Kultivieren von Bodhicitta selbst. Shantideva erstrebt, die ganze Welt als einen einzigen Organismus zu betrachten zu können:

So wie ich spontan die Hand ausstrecke, um den Schmerz des Fußes zu lindern, auch wenn die Hand nicht betroffen ist – warum strecke ich nicht die Hand aus, um den Schmerz eines anderen Menschen zu lindern?

Es ist eine Einstellung universeller Empathie, und man gelangt dorthin, indem man die schützenden Mauern gefühlloser Ichbezogenheit einreißt und zumindest in einzelnen Momenten versteht, dass das, was wir sind, aus einer Beziehungsmatrix mit anderen entsteht. Ich kann nicht Ich sein, ohne dass Du bist, und Sie und Er und Wir und Sie. Dieser Gedanke steht in Zusammenhang mit dem philosophischen Konzept von Selbst-Losigkeit.

Wie die Hände als Glieder des Körpers – warum werden Lebewesen nicht als Glieder des Lebens angesehen? Wenn ich so im Interesse anderer handle, werde ich keinen Dünkel über meine Großartigkeit entwickeln. Es ist einfach so wie mich selbst zu nähren, ohne Gegenleistung.

Mitgefühl in diesem Sinn ist nicht eine ihrer selbst bewusste moralische Handlung, es ist einfach nur eine spontane Reaktion, die entsteht, wenn jemand die schützende und ichzentrierte Obsession von sich selbst und den eigenen Interessen hinter sich gelassen hat. Man vollzieht dann nicht gute Taten als Buddhistin oder als Christ, sondern man kümmert sich einfach, so wie eine Mutter sich um ihr Kind kümmert. Weisheit schließlich ist nach Shantideva die befreiende Einsicht, die Begrenzungen und das Zögern des Selbst auf Dauer hinter sich lassen zu können. Der Text endet mit einer Widmung: der Autor gibt alles her, was er in seiner eigenen Praxis kultiviert und mit uns geteilt hat, und schenkt es der Welt:

Mögen Blinde Formen sehen und Taube Töne hören, mögen schwangere Frauen ohne Schmerz gebären, mögen die Nackten Kleidung finden und die Hungrigen Nahrung, mögen die Durstigen Wasser finden und die von Schmerz Geschwächten Freude…Mögen die Einsamen neue Hoffnung finden und dauerhaftes Gedeihen.

  1. veröffentlicht 1979, im Internet zugänglich als: http://server.dream-fusion.net/jamchen/files/PDF%20Files/19361420-A-Guide-to-the-Bodhisattvas-Way-of-Life.pdf . Eine Einführung zu Shantideva und seinem Hauptwerk gibt Batchelor unter: http://www.audiodharma.org/teacher/12/.Sie wird hier vorgestellt, Teile von Batchelors Vortrag sind wörtlich übersetzt. Zum Nachlesen auf deutsch: Der Weg des Lebens zur Erleuchtung: Das Bodhicaryavatara von Shantideva, übersetzt von Ernst Steinkellner, erschienen in Diederichs Gelber Reihe. Eine andere – allerdings unvollständige – Übersetzung findet sich im Internet auf: www.berzinarchives.com/

Emilian und die Achtsamkeit

Mein vierjähriger Enkel liebt Autobusse, Straßenbahnen und die U-Bahn in Wien. Heute haben wir folgendes Spiel miteinander gespielt: Wir steigen gemeinsam in einen Autobus und fahren so lange, wie er mag. Dann steigen wir aus und nehmen das nächste Verkehrsmittel; das wiederholen wir so oft, wie es uns Spaß macht, dann fahren wir heim. Es wurde ein köstlicher Nachmittag. Vom ersten Moment an hatte er das Gesetz des Handelns inne, sehr im Gegensatz zu vielen sonstigen Gelegenheiten, bei denen es Erwachsenen darum geht, rechtzeitig und natürlich immer auch schnell irgendwo zu sein. Von einem Moment auf den anderen hatten wir kein Ziel, auch ich nicht. Emilian tat das, was er auch sonst immer tut: alles sehr genau beobachtend, erzählte er mir, dass er in einer Geschäftsauslage Faschingskostüme gesehen hätte, fragte laut, warum die alte Frau da am Stock gehe und warum es hinter den Sitzen in der Straßenbahn Griffe zum Anhalten gebe. Er hatte seine Augen und Ohren überall. Kinder seines Alters braucht man Achtsamkeit nicht zu lehren. Er hat seine Großmutter angesteckt. Beide waren wir bei alldem sehr entspannt. Es war paradox und selbstverständlich gleichzeitig, gemeinsam durch die Stadt zu fahren, einfach so. Und da sitzen wir Älteren viele Stunden in Meditation, um uns einem solchen Zustand wieder anzunähern. Wir haben analytisch zu denken gelernt, und dann ist es uns über den Kopf gewachsen. Das haben wir jetzt davon. Dafür haben wir viele Ziele.

mein Smartphone und ich

Ja, ich besitze auch ein Smartphone. Ich kann damit auf mehrere Arten schriftlich oder mündlich mit Menschen rund um den Globus kommunizieren, das Wetter in jeder einzelnen Stunde an meinem Wohnort oder in Timbuktu abrufen, Weltnachrichten in jeder beliebigen Zeitung und Sprache lesen. Ich kann unterwegs eine Straße suchen, Notizen, Fotos oder Videos machen, Radio hören, im Lexikon nachsehen und natürlich spielen. Vor zwanzig Jahren habe ich für die Funktionen, die in dem kleinen Ding stecken, etwa 10 verschiedene Geräte gebraucht. Das hat natürlich seine Vorteile, und seine Tücken hat es auch. Das Smartphone spart mir Zeit und nimmt mir Zeit.

 Smartphone_Tag aus: www.otto.de/rundum/Smartphone-Sucht-Test
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Was kann ich alles damit machen? Was soll ich herunterladen, und zu welchem Tarif? Kann ich es im Ausland benutzen und was kostet das? Was mache ich, wenn das Ding plötzlich den Geist aufgeben sollte – wo sind dann all meine in Jahren gesammelten Adressen? Und: wie viel Zeit will ich eigentlich investieren, um all das zu erforschen? Was das Gerät alles kann, verstärkt eine Tendenz, von einem Informationshappen zum nächsten zu springen: zusehends wird meine Aufmerksamkeitsspanne kürzer – die Neugier, die so leicht zu befriedigen ist, wird zum Hauptmotiv. coque iphone 2019 Einer Sache konzentriert nachzuspüren, tritt in den HIntergrund. Vor kurzem bin ich auf ein Video zu dem Thema gestoßen: https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=cKaWJ72x1rI. Es geht dabei darum, dass das menschliche Gehirn nur lernen kann, wenn es neben der Zufuhr von Informationen auch Phasen der Muße und Stille gibt. Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich im Wartezimmer eines Arztes gesessen bin und nicht sofort begonnen habe, E-Mails zu checken, SMS zu schreiben oder Solitaire zu spielen. Wie geht eigentlich: einfach warten? Ich glaube, ich verlerne das gerade. Mein Handy ist manchmal sehr praktisch und manchmal mache ich mir Stress damit. Ich denke, ich werde es mit ein wenig Smartphone-Fasten nach eigenen Regeln versuchen. Auch hier empfiehlt sich wohl, nach einem Mittleren Weg zu suchen.

Die Zukunft von Religion
Ein Dialog zwischen Stephen Batchelor und Don Cupitt

Der säkulare Buddhist Stephen Batchelor und der säkulare Christ Don Cupitt 1 sind Freunde. Aus dem folgenden Text 2 könnte deutlich werden, was die beiden in ihrem Denken verbindet. SunBuddha_thumb2-150x150 Beide wurden um ein ausführliches Eingangsstatement gebeten. Batchelor betont zu Beginn, dass es ihm als säkularem Buddhisten vor allem darum geht, wie wir auf die Welt, die uns umgibt, reagieren. Gegenüber den metaphysischen Fragen, ob wir durch Wiedergeburt in die Welt gekommen seien und was nach unserem Tod geschehen werde, bleibt er agnostisch. Sein zentrales Thema ist, wie wir jeden Moment unserer Existenz auf dieser Erde in Fülle leben könnten. Praxis bedeutet für ihn, den achtfachen Pfad zu kultivieren; das bezieht sich nicht nur auf Meditation, sondern genauso auf die Art des Denkens, des Sprechens, der körperlichen Begegnung mit anderen Menschen, der Arbeit, wie man seinen Lebensunterhalt verdient etc. Er hält es für notwendig – und fühlt sich Cupitt darin sehr verwandt – den Dharma von Grund auf neu zu denken. Dabei geht er von den ältesten Texten des Pali-Kanon aus und versucht, aus ihnen heraus zu filtern, was an Buddhas Lehren sich unverwechselbar von der Weltsicht seiner Zeitgenossen im 5. vorchristlichen Jahrhundert in Indien unterscheidet, in der seine Lehren wurzeln. Als Ergebnis nennt Batchelor:

  • das Prinzip des bedingten Entstehens
  • die vier Aufgaben (im traditionellen Buddhismus meist als „Die Vier Edlen Wahrheiten“ bezeichnet)
  • die Praxis
  • die Kraft der Eigenverantwortung

Alle diese Punkte beziehen sich auf die gegenwärtige Welt; sie sind säkular. Gleichzeitig will Batchelor den Begriff der Religion beibehalten und bezeichnet sich selbst als religiösen Menschen. Er denkt an eine Religion ohne Dogmen, am ehesten verwandt mit den Vorstellungen der alten Griechen über Philosophie, die Liebe zur Weisheit. Don Cupitt geht im Anschluss an Ludwig Wittgenstein davon aus, dass die Sprache, die wir Menschen uns geschaffen haben, nur eine Welt und nur ein Leben, nämlich dieses, für uns erschließt. Über eine übernatürliche Welt aus unserer Vorstellung können wir nichts Sinnvolles sagen. Seit der Entstehung des Romans als der verbreitetsten literarischen Form kennen wir säkularen Humanismus. Als erstes Beispiel nennt Cupitt Jane Austen, die in einer säkular humanistischen Welt gelebt hat, wobei für sie Christentum und Kultur noch zusammengefallen sind; die Figuren ihrer Romane sind von christlicher Ethik geprägt. Wirklich säkular wurde Kultur in Europa, als Wissenschaft die Religion als vorherrschendes Welterklärungsmodell ersetzte. Cupitts Unzufriedenheit als Christ begann mit der Erkenntnis, wie ähnlich der römische Katholizismus und der Kommunismus einander waren: zwei strenge Ideologien, die ihre Anhänger der Macht starker Institutionen unterwarfen, die das Leben eng reglementierten und Befriedigung erst für ein späteres Leben versprachen. Wenn dieses Versprechen sich nicht erfüllt, hat man sein einziges Leben mit der Vorbereitung auf ein späteres vergeudet, das nicht kommen wird. In den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts nahm das Interesse an institutioneller Religion ab, die Beschäftigung mit Spiritualität aber zu. Es kam zu einer Bewegung weg von kirchlicher Theologie und hin zu dem, was Cupitt die „Religion des Königreichs“ nennt, weg vom Glaubensbekenntnis und hin zum historischen Jesus der Bergpredigt. Entscheidend an dieser Entwicklung war: Menschen gaben den Dualismus zweier Welten auf und akzeptierten dieses Leben als das einzige und letzte, das es für sie gibt. Für mindestens fünfzehn Jahrhunderte hat man ihnen eingeredet, sie lebten in einer vorletzten, in einer Vorbereitungswelt, wie disziplinierte Schulkinder, für die ein besseres Leben erst noch kommen soll. Vor diesem Hintergrund hat Cupitt versucht, Christentum rund um die originalen Lehren des Jesus von Nazareth neu zu denken. Bereits im Jahr 1906 hat Albert Schweitzer die Frage nach dem historischen Jesus aufgeworfen. Er arbeitete heraus, dass Jesus einen gewaltsamen, übernatürlichen Durchbruch des „Königreichs Gottes“ in einer Weltkatastrophe erwartete, und dass sein Tod am Kreuz diese Hoffnung zunichte machte. Fast alle christlichen Theologen seither teilten Schweitzers Einstellung, dass der historische Jesus – im Glaubensbekenntnis verschwunden zwischen zwei Beistrichen (nämlich zwischen geboren aus Maria der Jungfrau und gestorben unter Pontius Pilatus) – für das Christentum nicht relevant gewesen sei. Jedenfalls hat Jesus als Jude innerhalb des Judentums gelebt, wie Rudolf Bultmann betonte. Sein gewaltsamer Tod hat seine Lehren und deren Ausstrahlungskraft massiv in Frage gestellt und es war unsicher, ob seine kleine Gemeinde überleben würde können. Die Visionen der Maria von Magdala nach seinem Tod halfen den Aposteln, einer wachsenden Anhängerschar zu verkünden, Jesus sei in dem Himmel aufgefahren und werde am Ende der Zeiten wiederkehren. Kirchliche Theologie entstand also ursprünglich als Lehre von Übernatürlichem und gleichzeitig als Machtinstrument, das die Lücke zwischen der Kreuzigung Jesu und seiner erwarteten Wiederkehr füllen sollte. Das Christentum hat sich also mit den Lehren der Apostel als einer Art von Platzhalter entwickelt; es wurde aber – besonders mit der Entstehung des Katholizismus – zu einer permanenten Einrichtung. Die ecclesia triumphans im Himmel weicht einem Königreich auf Erden nicht. Hier schließt Dostojewskis großer Roman Die Brüder Karamasow an: Als Jesus darin tatsächlich auf die Erde zurückkehrt, wird er von den kirchlichen Autoritäten abgelehnt. In den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts wurde also die Frage nach dem historischen Jesus neu aufgeworfen, teilweise durch Hoffnungen der Flower-Power-Hippie-Generation auf ein Königreich Gottes, wo „all you need is love“. Im Zuge dieser Bewegung entstand das sogenannte Jesus-Seminar 3. In diesem Zusammenschluss wissenschaftlicher Fachleute für das Neue Testament wurde über einen Zeitraum von zehn Jahren eine Reihe von Konferenzen abgehalten. In akribischer Kleinarbeit wurden Hunderte Aussprüche von Jesus aufgelistet und in eine Rangreihe der Authentizität gebracht mit dem Ziel, herauszuarbeiten, welche Sätze mehr Originalität aufweisen im Vergleich mit anderen, die eher aus zu Jesu Lebzeiten bestehenden Denktraditionen zu interpretieren sind. Das Ergebnis dieser Arbeit nennt Cupitt die Basis für säkulare Religion oder Königreichs-Religion. Ein Menschenleben ist nicht das, was um den Kern einer unsterblichen Seele herum geschieht, sondern ein Prozess, der nur in eine Richtung führt. Aus Liebe zum Leben und zu anderen Wesen handelnd bist du nicht in irgendeine andere Welt unterwegs, sondern du bist bereits in der letzten Welt und hast Religion, die durch andere vermittelt ist, hinter dir gelassen und dir einen Bereich erschlossen, wo die Unterscheidung säkular/geheiligt nicht mehr gebraucht wird und verschwindet. Du musst dann dein Tun nicht danach bewerten, ob es Dir zur ewigen Seligkeit verhilft; du lebst dieses eine sterbende Leben, wie eine Kerze, die bis zu ihrem Ende brennt. Darin liegt nach Cupitt der originale Kern von Jesu Lehre, die erst in der Tradition schrittweise zum kirchlichen Dualismus zweier Welten umgeformt wurde. Stephen Batchelor antwortet mit einem Hinweis darauf, wie parallel seine Gedankengänge verlaufen, und er nennt seinen Buddhismus einen gewissermaßen christlichen Buddhismus, trotz seiner Erziehung abseits jeden kirchlichen Einflusses. Seine Herkunft aus einem Kulturraum von christlichem Ethos und jüdisch-christlicher Denkweise hat seinen Zugang zu buddhistischen Texten geprägt. Es gab daher schon in seinen ersten Publikationen Anklänge und auch ausdrückliche Anleihen bei radikalen christlichen Theologen wie Paul Tillich 4 und Lloyd Geering 5. Einen Christen nennt Batchelor sich nicht. Seine religiöse Identität wurzelt in der buddhistischen Tradition, und hier in dem Bemühen, zu den ursprünglichsten Quellen zurückzugehen. Was Buddha möglicherweise sagte ist nicht notwendigerweise das, was Buddhismus sagt. Es gibt hier eine sehr ähnliche Entwicklung wie in der Geschichte des Christentums: die Anpassung der Lehren des Buddha an die Entwicklung einer kirchlichen Organisation und hierarchisch strukturierter Institutionen durch gelehrte Theologie. Nichts davon findet sich in den frühen Texten des Buddha. Bei deren kritischer Analyse bedient sich Batchelor ähnlicher Methoden wie das von Cupitt beschriebene christliche Jesus-Seminar im Versuch, die Unmittelbarkeit und Direktheit der Texte aus den Doktrinen der Orthodoxie, in die sie eingebettet sind, heraus zu filtern. Don Cupitt hält es für wichtig, dass er und Batchelor in ihren Traditionen verbleiben und sich um deren Modernisierung bemühen. Auf lange Sicht ist es notwendig, wie er sagt, eine globale religiöse Sprache zu entwickeln, ähnlich wie es mit der Erklärung der Menschenrechte bereits Anfänge einer globalen moralischen Sprache gibt. Auseinandersetzung mit individuellen Menschenrechten und den Regeln von Recht und Gesetz hilft dabei, ein allgemeingültiges moralisches Vokabular zu entwickeln. Ähnliches gibt es für die drei großen Religionen Christentum, Buddhismus und Islam nicht, weil ihre Theologien sich stark unterscheiden und weil sie sich – historisch gesehen – sehr um Abgrenzung voneinander bemüht haben. Nun ist die heutige Welt so globalisiert, dass Religion nur überleben kann, wenn wir ein gemeinsames religiöses Vokabular entwickeln. Der Abbau institutioneller Formen von Religion beschleunigt sich weltweit, und die Logik religiösen Denkens ist bereits weitgehend vergessen. Es geht also darum, ein globales Vokabular zu entwickeln, ohne mit den ererbten Traditionen zu brechen. Dem stimmt Stephen Batchelor zu und ergänzt, wie wichtig es sei, die Traditionen zu achten und wertzuschätzen. Hätten buddhistische Institutionen es nicht geschafft, über hunderte Jahre in Asien zu überleben, wäre ein enormer Reichtum an Einsichten und Praktiken verlorengegangen. Er unterscheidet zwischen lebendigen und sterbenden Traditionen. Dabei sind lebendige Traditionen solche, in denen ständiger Austausch mit der eigenen Vergangenheit stattfindet und wo es Kontinuität von Konflikten gibt 6. Nur wo es Konflikte gibt, bleibt religiöses und spirituelles Leben lebendig. Besonders bei fundamentalistischen Erscheinungsformen besteht die Gefahr, dass Dialog, Austausch und Interpretation unterdrückt werden, und das leitet das Sterben einer Tradition ein. In diesem Sinne möchte er buddhistische Traditionen lebendig erhalten und nimmt in Kauf, dafür kritisiert zu werden, dass er sich dabei zu viele Freiheiten nimmt. Jedenfalls gefällt auch ihm die Idee, eine religiöse Sprache zu entwickeln, die nicht mit einem besonderen Glaubensbekenntnis verbunden, sondern allgemeiner formuliert ist und sich dann vielleicht gar nicht mehr wie religiöse Sprache anhört.

  1. http://en.wikipedia.org/wiki/Don_Cupitt
  2. Evamaria Glatz hat ein Gespräch zusammengefasst, das im Mai 2012 stattgefunden hat. Das Transkript dieses Dialogs ist nachzulesen unter: http://secularbuddhism.org/2012/08/02/batchelor-cupitt/. Da Batchelors Kernaussagen auf unserer Website mehrfach dargelegt sind (vor allem auf der Seite „Was ist säkularer Buddhismus?“) wird hier Cupitts Thesen mehr Raum gewidmet.
  3. http://de.wikipedia.org/wiki/Jesus-Seminar. Die Einrichtung wird aus unterschiedlichen Gründen von anderen Wissenschaftern und in Teilen ihrer Aktivitäten auch von Don Cupitt kritisiert
  4. http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Tillich
  5. http://en.wikipedia.org/wiki/Lloyd_Geering
  6. Batchelor zitiert hier den amerikanischen Philosophen Alasdair MacIntyre mit seinem Hauptwerk After Virtue. A Study in Moral Theory, dt.: Der Verlust der Tugend. Zur moralischen Krise der Gegenwart, Frankfurt/Main 1995

Den Schmerz umarmen
Joanna Macy I

Joanna Macy Die US-Amerikanerin Joanna Macy geboren 1929, ist Öko-Philosophin und Buddhistin, Systemtheoretikerin und Aktivistin der Bewegung für Tiefenökologie. Seit mehr als 40 Jahren schreibt und handelt sie in zahlreichen Büchern und Workshops für Frieden, Gerechtigkeit und nachhaltige Ökologie. Mehrere Jahre nach der Reaktorkatastrophe von 1986 in Tschernobyl leitete sie mit ihrem Ehemann und russischen Freunden einen Workshop in Nowosybkow, einer Stadt von 40.000 Einwohner unweit des Unglücksortes, wo die Folgen des massiven Austritts von Radioaktivität bis heute massiv sind. Es gibt zahlreiche Fehlgeburten, Missbildungen bei Säuglingen und Krebsfälle unter Erwachsenen und Kindern. In der Wohnung der Familie, bei der Joanna untergebracht war, war eine Zimmerwand mit der Fototapete eines dichten Waldes geschmückt. Der Familienvater zeigte ihr seinen Geigerzähler und erklärte, dass der Wald, der unmittelbar hinter dem Stadtgebiet läge, so kontaminiert sei, dass weder er selbst noch seine Enkelkinder ihn zu ihren Lebzeiten je betreten würden können. So müssten sie sich mit der Tapete begnügen. An dem Workshop nahmen 50 Menschen teil. Im Gegensatz zu Personen in weniger betroffenen Gebieten, die detailliert über ihre chronische Erschöpfung, die gehäuften Infektionen und die vielen Krebsfälle erzählt hatten, schwiegen die Menschen in Nowosybkow über das Elend, in dem sie den Rest ihres Lebens verbringen würden müssen. Sie erzählten von ihrem Familienleben und teilten Erinnerungen aus den Jahren vor der Atomkatastrophe. Vom Horror des Jahres 1986 wollten sie nicht sprechen, bis es schließlich doch aus ihnen heraus brach: der heiße Südwestwind in jenem furchtbaren Frühling, die weiße Asche, die vom klaren Himmel fiel, die Kinder, die darin spielten, der dichte Regen, der folgte, die Gerüchte, die Angst. Beim Erzählen flossen viele Tränen, gleichzeitig kam auch die Frage an Joanna und ihre Freunde: warum tut ihr uns das an, wenn ihr uns nicht befreien könnt von dem, was hier immer noch geschieht? Joanna, selbst betroffen und ratlos, antwortete mit der Schilderung des nach dem Krieg zerstörten Deutschland, als die Menschen alles darangesetzt hätten, das Land so schnell wie möglich wieder aufzubauen und ihren Kindern das Leid zu ersparen, das sie erlebt hatten. Sie hätten ihnen im Wirtschaftswunderland alles für ein Leben in Wohlstand und Sicherheit geboten, aber eines hätten sie ihnen vorenthalten: ihren Schmerz. Das hätten ihnen die Kinder nicht verziehen. MIt dieser Erzählung berührte sie die Menschen in Nowosybkow; einige sprachen davon, dass es jetzt zwar erneut weh täte, aber dass sich das richtig anfühle, und sie hörten ihr zu, als sie von Gruppen und Initiativen auf der ganzen Welt sprach, die sich dafür einsetzten, dass derartige Katastrophen sich nicht wieder ereigneten. Denen wollte sie von ihnen – mit denen sie sich jetzt eng verbunden fühlte – erzählen. Das hat sie auch getan. 1 In einem anderen Zusammenhang sagt Joanna Macy: Es herrscht riesige Angst, und das ist keine individuelle Angelegenheit. Wir sind in der Seele krank. Wir haben Schmerz pathologisiert, wir haben ihn zu etwas Falschem gemacht, zu einem Fehler, anstatt zur Kenntnis zu nehmen, dass wir Schmerz nötig haben, um uns wach zu machen für das, was Aufmerksamkeit braucht. Aber wir behandeln ihn wie einen Feind… Es gibt Schmerz. Und wenn du irgendwo hinkommen willst, meine Liebe, wenn du wachsen, wenn du dein Leben öffnen willst, wenn du erleuchtet werden willst oder wie immer du den Zustand beschreibst, den du suchst, musst du dich dem stellen. Wie in dem Gedicht von Mary Oliver: Erzähl mir von deiner Verzweiflung, und ich erzähl dir von meiner. Das erlaubt der Welt, lebendiger zu werden – wenn wir den Mut und die Stärke haben, von unserer Verzweiflung zu sprechen. Wenn wir darüber reden, bleiben wir nicht darin stecken. Verzweiflung ist die Hülle um unsere Liebe zur Welt, und wenn wir darüber sprechen, brechen wir sie auf, sodass die Liebe handeln kann. Der Schlüssel liegt darin, keine Angst zu haben vor unserem Schmerz und vor dem Leiden in der Welt. Und wenn du keine Angst davor hast, kann nichts dich aufhalten.

  1. die Geschichte entstammt dem Buch: Macy, Joanna und Gahbler, Norbert: Pass it on. Five Stories that can change the world, Berkeley 2010

Weihnachten:
Bitten der Kinder

Die Häuser sollen nicht brennen

Bomber sollt‘ man nicht kennen.

Die Nacht soll für den Schlaf sein.

Leben soll keine Straf sein.

Die Mütter sollen nicht weinen

Keiner soll müssen töten einen.

Alle sollen was bauen.

Da kann man allen trauen.

Die Jungen sollen’s erreichen.

dieAlten desgleichen.

Kolloquium über säkularen Buddhismus

Im März 2013 fand im Barre Center for Buddhist Studies in Massachusetts, USA, ein „Secular Buddhism colloquium“ statt. Winton Higgins, ein australischer Teilnehmer, hat uns einen Bericht zur Verfügung gestellt, dessen Hauptinhalte wir hier wiedergeben wollen. Den Anstoß zu der intensiv vorbereiteten Veranstaltung gaben Andrew Olendzki, der Direktor des einladenden Instituts, und Stephen Batchelor. 32 eingeladene Personen, 23 Männer und 9 Frauen, nahmen teil. Darunter waren Lehrende in Gemeinschaften buddhistischer Praxis, WissenschaftlerInnen in den Bereichen religiöse Studien, Philosophie und Neurowissenschaften, sowie PsychotherapeutInnen. coque iphone xr Worum ging es? Die „Idee“ hinter dem Meeting wurde so formuliert: Der Ausdruck ‚Säkulärer Buddhismus‘ beschreibt eine Tendenz, die Religiosität des Buddhismus zugunsten der praktischen Anwendbarkeit buddhistischer Ideen und Konzepte im Kontext der Moderne in den Hintergrund treten zu lassen. Es geht um skeptische Betrachtung von traditionellen Doktrinen und Modellen von Autorität, die für die Praxis des Dharma in der heutigen zunehmend säkularisierten Welt wenig Bedeutung haben. Der Untertitel „die Nikayas neu denken“ sollte den Bezug zu den ältesten Lehren im Pali-Kanon deutlich machen. Gedacht war die Veranstaltung als „think-tank“ zur inhaltlichen Abgrenzung verschiedener Zugänge, und so lief sie auch ab, nicht als Gründungskongress einer säkular-buddhistischen Bewegung. Die Tagung fand in warmer und großzügiger Atmosphäre statt, gut organisiert wie ein wissenschaftlicher Kongress, aber ohne das übliches Beiwerk wie Ego-Dominanz, Klüngelbildung, Sauftouren und Bettgeschichten. coque iphone xs max Unterschiedliche Erfahrungen, Ausgangspunkte und Erwartungen wurden in kreativer Weise untersucht. Aus der Sicht des Berichterstatters gab es vier Hauptthemen: Gender/Geschlecht: das Geschlechterverhältnis unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern war unbefriedigend. Es scheint tatsächlich (noch) wenige Frauen außerhalb ‚traditioneller‘ buddhistischer Gruppen zu geben. Im Verlauf der Diskussionen dominierten Männer oft unreflektiert; hier ist in Zukunft mehr Aufmerksamkeit seitens der Moderatoren gefordert. Alle Buddhistinnen und Buddhisten sollten feministisch denken und entsprechend miteinander umgehen. coque iphone xr Säkularität-Religiosität: das von Stephen Batchelor und anderen entwickelte Konzept einer facettenreichen, diesseitigen Säkularität wurde außerhalb der USA entwickelt; Amerikaner haben historisch einen eigenen Zugang zu dem Thema. coque iphone x In den USA bedeutet „säkular“ üblicherweise „anti-religiös“; diese semantischen Unterschiede wurden intensiv diskutiert. Dass es ganz andere Sichtweisen gibt, erwähnt der Berichterstatter am Beispiel Neuseelands, wo es seit langem ein starkes säkulares Christentum gebe. Szientismus vs. Interpretation: NeurowissenschaftlerInnen präsentierten unter anderem Ergebnisse von klinischen Untersuchungen an meditierenden Personen. Es wurde diskutiert, was die gefundenen Zusammenhänge bedeuten. Es besteht das Risiko, den menschlichen Geist auf beobachtbare und quantifizierbare neuronale Funktionen zu reduzieren, und den Dharma auf eine Übung zur Verbesserung ihrer Funktionstüchtigkeit. Es geht darum, die Bedeutung der Interpretation der Bewusstseinserfahrungen und Geisteszustände jedes Menschen in seiner einzigartigen existentiellen Situation herauszuarbeiten. Wissenschaft selbst wird in diesem Zusammenhang als eine Form von Kultur gesehen, die aus ihrem historischen Kontext verstanden werden soll. Abgrenzung von Dharma und Psychotherapie: Achtsamkeitspraxis ist heute in der westlichen Welt weit verbreitet, nicht zuletzt durch Psychotherapieformen, die darauf basieren. Diese hätten sich auf den Dharma berufen, aber gleichzeitig den darin ausdrücklich formulierten ethischen und gemeinschaftlichen Kontext eliminiert. Anstelle dessen wurde damit schon viel Geschäft gemacht, verpackt und verkauft als „evidenzbasierte“ therapeutische Effektivität. Die Grenze zwischen Dharma-Praxis und Psychotherapie ist keine klare Linie, sondern eher ein Graubereich. coque iphone xs max Dieser sollte weiter untersucht werden. In der klinischen Praxis muss herausgefunden werden, was am besten funktioniert, und gleichzeitig sollten wir die Integrität des Dharma anerkennen, der nicht Psychotherapie ist, sondern eine Art zu leben. Die Inhalte des Kolloquiums sollen als Buch herausgegeben und das gesamte Material mutltimedial verfügbar gemacht werden. Am Ende waren alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig darin, dass die Veranstaltung in den formellen Sitzungen wie auch im informellen Austausch außerordentlich wertvoll gewesen sei und unbedingt wiederholt werden sollte. coque iphone pas cher

für Übersetzung und Auswahl der Inhalte: Evamaria, 19. 4.

Über das Loslassen
Ergänzung zu Martine Batchelors Text

Zu dem schönen Text von Martine Batchelor passt, so glaube ich, sehr gut ein Gedicht der amerikanischen Kabarettsängerin, Schauspielerin und Autorin Portia Nelson. Das Gedicht aus ihrem Buch „There’s a Hole in My Sidewalk: The Romance of Self-Discovery“ wurde in der Selbsthilfebewegung populär und ist auch in Sogyal Rinpoche´s „Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben“ abgedruckt. AUTOBIOGRAFIE IN FÜNF KAPITELN Ich gehe die Straße entlang. Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig. Ich falle hinein. Ich bin verloren … Ich bin ohne Hoffnung. Es ist nicht meine Schuld. Es dauert endlos, wieder herauszukommen. Ich gehe dieselbe Straße entlang. Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig. Ich tue so, als sähe ich es nicht. Ich falle wieder hinein. Ich kann nicht glauben, schon wieder am gleichen Ort zu sein. Aber es ist nicht meine Schuld. Immer noch dauert es sehr lange, herauszukommen. Ich gehe dieselbe Straße entlang. Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig. Ich sehe es. Ich falle immer noch hinein … aus Gewohnheit. Meine Augen sind offen. Ich weiß, wo ich bin. Es ist meine Schuld. Ich komme sofort heraus. Ich gehe dieselbe Straße entlang. Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig. Ich gehe darum herum. Ich gehe eine andere Straße.

Menschen sind nicht illegal

Menschen sind nicht illegal

Warum äußern sich Buddhisten kaum jemals zu gesellschaftspolitischen Themen? wurde der Präsident der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft kürzlich in einem Interview gefragt. Gute Frage, dachte ich mir, als ich heute demonstrieren ging. Seit bald zwei Monaten sitzen in der großen, kalten Wiener Votivkirche knapp 50 Flüchtlinge und Asylwerber, viele von ihnen im Hungerstreik. Es geht ihnen für sich selbst und für Menschen in ähnlichen Situationen darum, vor Abschiebung sicher zu sein, besser untergebracht zu werden als bisher und mehr Zugang zum Arbeitsmarkt zu bekommen. Für all das gibt es Gesetze in Österreich, die allerdings von Betroffenen und vielen Fachleuten kritisiert werden. Politiker aller Couleurs bis zum Bundespräsidenten haben die Männer in der Kirche unter Hinweis auf die Gesetzeslage mit unterschiedlichem Nachdruck wissen lassen, ihre Aktion sei sinnlos und wirkungslos. Jedenfalls hat sie fürs erste dazu geführt, dass die Anliegen von Flüchtlingen und Asylwerberinnen in der Öffentlichkeit stärker präsent sind und mehr diskutiert werden. Die paar tausend friedlichen Demonstrantinnen und Demonstranten aller Altersgruppen und Hautfarben, mit denen ich heute unter Slogans wie no border – no nation – no deportation und kein Mensch ist illegal durch Wien gezogen bin, vertreten die Meinung, dass neue Gesetze gemacht und alte geändert werden können. De facto geschieht das in den verschiedensten Bereichen laufend in Österreich, in Europa, in allen Ländern; es hängt nur von der Stärke der Gruppe ab, die sich dafür einsetzt. Und dabei geht es nach dem berühmten Satz von Margaret Mead nicht in erster Linie um ihre Größe: Never doubt that a small group of thoughtful, committed citizens can change the world. Indeed, it is the only thing that ever has. Wir könnten einfach die Anliegen der Männer in der Votivkirche, die für zehntausende Menschen in ähnlichen Situationen sprechen oder schweigen, zu den unseren machen.